Quellensammlung  VIA REGIA - Sachsen

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Literatur

 

 

Das Königreich Sachsen, Thüringen und Anhalt dargestellt in malerischen Original-Ansichten ihrer interessantesten Gegenden, Städte, Badeorte, Kirchen, Burgen und sonstigen ausgezeichneten Baudenkmäler alter und neuer Zeit

Nach der Natur aufgenommen von Ludwig Rohbock und C. Koehler

1. Abteilung - Das Königreich Sachsen, Bd. 1

Darmstadt, Verlag von G.G. Lange, 1862

 

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Elbübergang in Strehla  - Stahlstich von J. Umbach nach L. Rohbock     In: Das Königreich Sachsen [...] Bd.1    15,5 x 10 cm   Archiv der ADJ e.V.

 

    A      Auszug: Strehla

 

[S. 283]   Strehla, ein Ort vom höchsten Alterthume, wovon freilich wenig Spuren mehr übrig sind.Der Name stammt aus dem Slavischen; Strjela bedeutet einen Pfeil und Sorbenwenden waren vermutlich die Begründer des Orts. Der Geschichtsschreiber Thietmar erzählt, daß im J. 1002 die Polen bei ihren Streifzügen nach den Elbgegenden den Ort heimgesucht, angezündet und ausgeraubt haben. Im J. 1003 wiederholten sie ihre verheerenden Züge, allein sie verschonten diesmal den Ort, weil ihr Herzog demselben seiner Tochter Regelinde, Gemahlin des Meißner Markgrafen Hermann, zum Leibgedinge ausgesetzt hatte. Im J. 1010  belagerte Markgraf Gunzelin den Markgrafen Hermann in seinem Schlosse hier und König Heinrich der IV. war auf seinen Feldzügen gegen die Polen im Jahre 1011 und 1015 persönlich hier. Der Ort lag an der damaligen Heerstraße nach der Lausitz, Schlesien und Polen, und vermutlich

 

[S. 284]   mochte hier ein bequemer Elbfurth sein. Auf dem Bergrücken, der sich von Westen her nach der Elbe zieht und in einer steilen Felsenkuppe an der Elbe endet, stand damals ein Burwart, was mit dem dazugehörigen Gebiete dem genannten Polenherzog vom deutschen Kaiser eingeräumt worden war. Markgraf Hermann, sein Schwiegersohn schenkte Burg und Gebiet an das Naumburger Domstift, in dessen Besitz es bis zum J. 1305 blieb, wo es an die Herrn von Ilburg verkauft ward. Darauf besaßen es einige Zeit Burggrafen von Leisnig. Im J. 1376 kam es an Herzog Bolko von Schweidnitz und von diesem an Kaiser Karl IV., seine Schwiegersohn, der es im J. 1388 dem Ritter Otto Pflugk in Lehn gab. Im Besitz dieser adeligen Familie befindet es sich noch heutigen Tags. Die Kurfürsten von Sachsen wurden später Oberlehnsherren von Strehla.

     Als Stadt wird es erst im J. 1238 genannt. Im J.1429 werde es von den Hussiten eingenommen und verbrannt und im 30jährigen Krieg legte das Heer Banners es in Asche. Der letzte große Brand war im J. 1752, wo ein großer Theil der Stadt nebst Rathaus zerstört wurde. Im 7jährigen Kriege fand in der Nähe ein heftiges Gefecht zwischen Preußen und Oesterreichern statt, wobei letztere 3000 Mann verloren und die Preußen Sieger blieben. Die Umgegend litt damals viel.

     Die einzigen Sehenswürdigkeiten hier sind, das Schloß, was sich auf dem Granitfelsen hart an der Elbe auf der Stelle der alten Burg erhebt weithin in der Umgegend sichtbar ist. Es war sonst mit Graben und Zugbrücke nach der Stadtseite versehen. Der innere Hof hat ein etwas alterthümliches Aussehen; ein Flügel liegt in Trümmern, zwei alte viereckige Thürme sind die einzigen Ueberreste des alten Rittersitzes. Ferner die Stadtkirche. Von ihrer früheren Geschichte kennt man nichts, nur der unterste Theil des Turmes zeigt sehr altes Gemäuer; auch hat sie eine sehr alte Glocke, welche nach der Inschrift in das 13. Jahrhundert gehört. Der Altar, obwohl ein Werk der Holzschneide-

 

[S. 285]   kunst aus dem Anfange des 17. Jahrhunderts, ist dennoch ein Meisterwerk eines Freiberger Tischlers und zerfällt in verschiedene Abteilungen und Gruppen mit zum Theil lebensgroßen Figuren. Merkwürdiger noch ist die thönerne Kanzel. Sie wurde nach einer Inschrift an ihrem Fuße im J. 1765 von dem Töpfer und Bildschnitzer Melchior Tatzen gefertigt und besteht aus 8 starken über eine Elle hohen Thonplatten, auf denen sich Darstellungen aus der biblischen Geschichte befinden. Das Ganze ruht auf einem thöneren Moses mit den Gesetzestafeln. Am Fuße der Kanzel stehen die Thonfiguren der 4 Evangelisten mit ihren Attributen.

     Die Stadt zählt 2100 Einwohner in 260 Häusern, die sich von Elbschiffahrt, Elbhandel und Oekonomie nähren. Zahlreich sind die Töpfer und ihre Waaren wegen ihrer Güte weit bekannt.