Quellensammlung  VIA REGIA - Sachsen

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Literatur

 

 

 

Heimatbuch für Schule und Haus

Herausgegeben vom Bezirkslehrerverein Oschatz

Oschatz, 1925

 

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    A       Auszug 1:  Die Hohe Straße   Seiten 71 - 75   ( ohne Autorenangabe)

     Die Stadt Oschatz verdankt ihr Aufblühen schon im frühen Mittelalter, ihr geistiges und gewerbliches Leben einer uralten Heer- und Handelsstraße, die den Osten und Westen Deutschlands verband. Sie brachte Leben und Gedeihen in alle Landstriche, die sie berührte, und zog sich durch die fruchtbaren Gefilde des mittleren Deutschlands hin. Im Gegensatz zu der nördlich davon laufenden uralten Salz- oder Niederstraße, heißt sie Hohe Straße. Es ist die via regia (Königsstraße) der alten Urkunden. Sie kam aus Rußland, Polen, Schlesien und der Lausitz. Von Bautzen über Großenhain führte sie bis an die Elbe. Oberhalb Riesa bei Boritz und auch bei Merschwitz überschritt sie die Elbe, wo eine seit alten Zeiten bekannte Furt war. Hier brachte eine Fähre die Wagen und Rosse über den Strom. Von Seerhausen her kam sie nach Oschatz, von wo sie über Wurzen nach Leipzig ging. Das älteste Frachtgut war das Salz. Eine solche „alte Salzstraße“ auf der es von Nordwesten von Halle herbeigebracht wurde, kam von Wurzen her über Dornreichenbach als „kleine Straße“ nach Dahlen, über Lampertswalde und Liebschütz bis an die Elbfurt Strehla. Strehla war in den ältesten Zeiten wohl der wichtigste Elbübergang. Von hier aus führte, als Verbindungsweg zur Hohen Straße, der Rollweg nach Großenhain. Auch die alte Muldenfurt Trebsen war durch den Bischofsweg mit Wermsdorf verbunden, und am Collm vorüberführten der Oberweg und Butterweg nach Oschatz. Ebenso verband eine uralte Straße die Elbfurt Zadel - Zehren mit der Muldenfurt Grimma. Sie führte über Lommatzsch, Jahna, Mügeln und Mutzschen nach Grimma. Schon in der Urzeit mögen die Volksstämme in der Richtung dieser Straßen gezogen sein. Die befahrenste und belebteste von allen war seit dem Mittelalter die Hohe Straße. Sie zog aber auch viel Ungemach und Unglück herbei, denn jeder Einfall fremder Kriegsvölker, überhaupt jeder Krieg, traf die daran liegenden Orte schwer. Schon seit der Völkerwanderung wählten die Kriegsheere, ob Freund, ob Feind, gerne diesen Weg. Wie die Ungarn, Hussiten und die Kriegsvölker im schmalkaldischen und dreißigjährigen Kriege, im siebenjährigen Kriege und in dem Befreiungskriege hausten, schildern die Berichte aus jenen Zeiten. In den thüringisch-sächsischen Ländern wurden die meisten Kämpfe und Schlachten ausgefochten, sie wurden am meisten verheert und ausgesogen. Die günstige Lage aber, die den Krieg mit allen Schrecken herbeizog, heilte die Wunden schneller und rüttelte die Bewohner zu neuer Tätigkeit auf. Doch auch mitten im Frieden drohte Unheil. So wurde am 8. August 1680 von Leipzig aus durch angesteckte Handlungswaren die Pest nach Oschatz gebracht, die viele Bürger wegraffte.

Illustration, Seite 71:  Frachtwagen, südwestlich von Oschatz (vor dem Stadtbrand)                        Archiv der ADJ e.V.

 

     Die sächsischen Fürsten erkannten die hohe Wichtigkeit dieser Straße für ihre Länder und widmeten ihr große Fürsorge. Markgraf Wilhelm I. schloß 1399 mit Breslau und 1404 mit der polnischen Stadt Krakau einen Vertrag, worin er den schlesischen und polnischen Kaufleuten eine geschützte Fahrt durch sein Land verheißt. Für jeden mit Waren beladenen Wagen sollten sie zu Großenhain und Oschatz 6 Gulden, in Grimma 2 Gulden bezahlen. In Oschatz teilte sich nämlich die Hohe Straße in zwei Gleise, die Fuhrleute durften von hier aus über Grimma oder über Wurzen-Eilenburg nach Leipzig fahren. Der Kurfürst Friedrich der Sanftmütige einigte sich 1461 mit dem König Georg von Böhmen und dem Herzog Johann von Schlesien dahin: „daß jeder Fuhrmann, Kaufmann und ein jeglicher, der in gedachten Kurfürstens Lande und Fürstentum bauet und sie besuchet, die Straßen und Gleise über Oschatz und Grimma oder Eilenburg nach Leipzig und von da wieder zurück hinfürder fahren und keine andern Wege suchen solle“. Deshalb gab er dem Vogt in Oschatz den strengen Befehl, „die Übertreter an ihren Personen mit ihrer Habe zu kümmern, Schatz, Wagen und Pferde aufzuhalten, ins Amt zu treiben und zu bringen, auch diesen Brief zu einem ewigen Gedächtnis und zu einer Unterweisung der nachkommenden Amtleute zu schreiben und zu setzen.“ Auch die Kaiser Ferdinand I., Maximilian und Rudolf II. erließen Verordnungen wegen der Hohen Straße und bestätigten die Vorrechte der von ihr berührten Orte. „Alle, die mit Waren und Kaufmannsgut oder auch ledig reisen, treiben, fahren, sind angewiesen, die Hohe Straße über Oschatz zu reisen, bei 10 Thlr. Strafe von jedem Pferde und in der Folge bei Wegnahme des Gutes, der Wagen und Pferde“, heißt es in einem Mandate, das den Kaufleuten jede Abweichung verbot. So blieb sie jahrhundertelang, bis zum Bau der Leipzig-Dresdener Eisenbahn die Lebensader des Verkehrs und Handels im nördlichen Sachsen. Namentlich zur Meßzeit war sie besonders belebt, war ja Leipzig der Hauptstapelplatz und Markt des Welthandels. Hier liefen 20 Straßen zusammen, die nach allen Himmelsgegenden Waren aus aller Herren Länder hin- und herbeförderten.                 

     Schon 1381 hatte Markgraf Wilhelm I. der Stadt Oschatz gestattet, von jedem Karren und Wagen, der in die Stadt käme, ein Wegegeld zu nehmen. Er belehnte den Rat mit dem Pflastergeleite, das vorher vier Bürger besaßen. 1600 wurde das Pflastergeleite vom Stadtschreiber Großmann eingenommen und in einer verschlossenen Büchse aufbewahrt. Vom Kämmerer, der die Stadtkasse und Rechnungen führte, wurde sie auf dem Rathause geöffnet und davon wöchentlich 44 Gulden an die Ratsdiener verteilt, das übrige in Rechnung gestellt. Es war also eine ganz gute Einnahmequelle für die Stadt. 1638 wurde Joh. Kulo mit 14 Schck. Strafe belegt, weil er das Stadtgeleit mit 270 Ochsen umtrieben hatte. Später wurde dieses Recht zum Hauptgeleite, und der Geleitsmann Riedel berechnete für das Jahr 1722 als Einnahme 399 Gulden 18 Gr. 6 Pf. Den Geleitsmännern in Großenhain und Oschatz lag es ob, mit ihren gewappneten Knechten die Wagenzüge zu geleiten und zu schützen. Oft wurde ja der Verkehr durch Räuber beunruhigt. 1344 verbanden sich deshalb Rat und Bürger von Torgau, Oschatz und Grimma. Sie versprachen sich, daß jeder Ort dem anderen beistehe mit 10 Schützen und 20 anderen Personen, die durch Panzer geschützt wären und auf Wagen und Rossen herbeigeführt werden sollten, um die Diebe und Räuber zum Besten des Landes zu stören. Oschatz trat mit Dresden, Meißen und Großenhain in das Bündnis, das die Oberlausitzer Sechsstädte 1398 und 1407 aufrichteten, den Landfrieden zu erhalten, der durch verwegene Strauchdiebe und Raubritter auf den Straßen sehr gestört wurde.                                                                                                                              

      Tag für Tag kamen lange Wagenzüge in Oschatz zum Hospital- und Brüdertore herein. Die Torwächter prüften die Geleitszeichen der Fuhrleute, die mit Schiff und Geschirr, Hab und Gut haftbar waren. Die Wagenreihen auf dem Alt- und Neumarkte wurden bewacht durch Spießknechte. In den Gasthöfen zum goldenen Stern, zum weißen Schwan, zum weißen Roß und schwarzen Adler (Löwe) spannten die Fuhrleute aus. Sie machten auch eine tüchtige Zeche und führten ihr bares Geld in einer ledernen Geldkatze mit sich, die um den Leib geschnallt war. Die Handwerker der Stadt, zumal die Schmiede, Sattler und Wagner, hatten viel Verdienst. Meist waren die Frachtwagen vierspännig bespannt, denn die Straßen waren oft in einem traurigen Zustande. In Oschatz blühte besonders das Braugewerbe, gab es ja 11 Brauereien und 5 Malzhäuser. Das „Oschitzer Bier“ war auf der ganzen Hohen Straße bekannt, und meist nahmen die Fuhrleute eine Tonne mit.                          

     Die Gasthäuser in Seerhausen, Lonnewitz, Calbitz und Luppa waren in der Meßzeit mit Menschen und Pferden überfüllt. Auch suchten die Kaufleute hier bei schlechtem Wetter, bei Nacht, im Winter und bei Unfällen Schutz. Die Hauptorte der Hohen Straße lagen ungefähr 25 Kilometer auseinander, soviel als ein beladener Frachtwagen täglich fahren konnte. Die Bewohner der Orte an der Heerstraße kamen in Verkehr mit Menschen aus allen Ländern, wie Russen, Polen, Schlesier, Ungarn, Böhmen, Franken, Hessen und Rheinländern. Oschatzer Fuhrleute fuhren mit eigenem Frachtwagen ins Ungar- und Polenland, nach Wien, Frankfurt an der Oder und Frankfurt am Main. Durch diese regen Handelsbeziehungen erhielten die Bürger der Stadt leicht allerlei Waren und Rohstoffe und fanden schnell Absatz für ihre Waren. Der Rat ließ auf seine eigene Rechnung Fuhren von Salz aus Halle und Artern holen und durch ein Mitglied des Rates, den Salzherrn, verschenken, das ist verkaufen. Außer diesem Salzschankrecht hatte er auch das Weinrecht inne. Der Ratsweinkeller stand unter der Aufsicht von zwei Weinherren, und ein Ratsdiener schenkte den Wein aus, die der Rat kaufte. Spanische und ungarische Weine wurden verschenkt, man bezog auch Weine vom Rhein und aus Frankreich, aber auch aus Meißen, Kötzschenbroda und Zitzschewig. Es wurden auch fremde Biere eingeführt, wie Freiberger, Torgauer, später Schwetaer und Mügelner Schloßbier.                    

     Das in die Stadt gebrachte Pech mußte auf der Ratswage gewogen werden. Die Wage Pech kostete 14 Gr. 5 Pf. 1 Heller. Wegen des starken Betriebes der Brauereien hatte die Stadt eine gute Einnahme. Von den 17 Gerbereien wurden Häute aus Polen und Rußland verarbeitet, womit polnische und russische Juden gern handelten, die auch Leder, Pelzwerk, Honig und Vieh auf der Hohen Straße einführten. Lebhaft war auch der Handel mit Heringen und Stockfischen als beliebte Fastenspeise. Damals pflegte man Speisen und Getränke stark zu würzen mit Pfeffer, Ingwer und Safran, „Zmetplüt und Bumeranzen“.                                           

     Schon 1726 bei der Erbauung des Jagdschlosses Hubertusburg erlitt Oschatz durch Verlegung der Poststraße einen großen Verlust. 1790 sollte auch der Personenverkehr auf die Straße Klappendorf, Stauchitz, Naundorf, Wermsdorf, Leipzig gewiesen werden. Da wendete sich der Rat mit einem ausführlichen Gesuch gleich an den Landesherrn. Aus der Geschichte der alten Stapelstraße und ihrem wohltätigen Einfluß auf das Gedeihen der Stadt wurde die Notwendigkeit der Beibehaltung erwiesen. Die Bittschrift hatte Erfolg, denn die Verlegung der Straße unterblieb. 1802 und 1803 wurde sie als Chaussee umgebaut.                                     

     Um in den Vorbeireisenden fromme Gedanken über das Leiden Jesu zu erwecken, wurden 1557 vor dem Brüdertore und vor dem Hospitaltore drei Kreuze mit den Bildern des Erlösers und der Missetäter aufgerichtet. Sie wurden vom Maler Rehmann aus Torgau für 2 Schck. 24 Pf. gefertigt. Später wurden sie ohne Bilder errichtet. Noch sind Bilder der Landstraße mit den drei Kreuzen zu sehen, denn sie standen bis in die siebziger Jahre. Die Gastwirtschaft in der Nähe hieß „Zum drei Kreuzen“.

 

 

 

    A        Auszug 2:  Die alte Poststraße     Seiten 75 - 78   ( ohne Autorenangabe)

Es melden Bücher und Sagen so manches Wunderding von einem gelben Wagen, der durch die Lande ging. Die Kutsche fuhr – man denke! –  des Tags sechs  Meilen  weit  und  hielt  an  jeder  Schenke – O  du  gute,  alte  Zeit.                                       Baumbach.

     Die gute, alte Postkutsche, die spottweise wegen der gemächlichen Fahrt der gewöhnlichen Post auch Postschnecke genannt wurde, sah man überall gern, auch in Oschatz. Lustig blies der Postillon bei der Ankunft und Abfahrt in sein Horn. Bald verbreiteten sich die Neuigkeiten, die Reisende und Postillone dem Postmeister, dem Wirt und seinen Gästen erzählt hatten. Neugierige umstanden die Postkutsche und die Beiwagen, um die durchreisenden Fremden zu mustern, die beim Pferdewechsel ausgestiegen waren. Schon seit 1683 kam eine Post-Calesche durch Oschatz, denn die alte Poststraße von Leipzig nach Dresden hatte drei Stationen Wurzen, Oschatz und Meißen. Wer einen Brief oder ein Paket mit der Post fortschicken wollte, mußte es dem Torwächter am Brüdertor zur Bestellung abgeben. 1625 war auch eine Briefpost zwischen Leipzig und Dresden errichtet worden, die zweimal durch einen Boten zu Fuß befördert wurde. Später besorgte ein Postreiter die Briefe, das war die Felleisen-Post. Der Postreiter verwahrte die Briefschaften und Wertsachen in einem Felleisen aus Seehundfell oder Leder, das er am Sattel festschnallte.

Illustration, Seite 76:  Postkutsche bei Mügeln (Schloss Ruhethal)                                                    Archiv der ADJ e.V.

Gewaltig war der Verkehr auf der Hohen Straße, die zugleich von Oschatz nach Leipzig die Poststraße war, zur Zeit der Leipziger Messe. Außer den Extraposten kamen ja noch die vierspännigen Karossen der Fürstlichkeiten und des hohen Adels mit ihren Vorreitern angefahren, dann die Kutschen der Kaufleute, Beamten, Pfarrherren und Gutsbesitzer. Oft mußte die lange Reihe der Fracht- und Lastwagen, der Planwagen der Juden und der Zigeunerkarren Halt machen.                  

     Der Gasthof zum Schwan war das Absteigequartier der Landesherrschaft bei der Durchreise. Die dazu bestimmte Stube wurde Herrschaftsstube genannt. Über dem Eingang hing das kurfürstliche Wappen. 1694 erkrankte die Kurfürstin Eberhardine in Oschatz bei ihrer Durchreise auf die Leipziger Messe und verweilte einige Tage in dem Gasthofe. Sie nahm Doktor Reinhard als Arzt an. Nach ihrer Genesung fuhr sie in den Garten des Bürgermeisters Flade, wo sie spazieren ging. Ihr Gefolge vergnügte sich mit Kegelschieben. Gegen den Abend speiste sie im Lusthause und ließ davor für ihre Begleitung eine Tafel anrichten, wozu auch der Bürgermeister eingeladen wurde. Nach aufgehobener Tafel fuhr sie zufrieden in ihr Quartier und tags darauf zur Messe. In Auerbachs Hof kaufte sie einen großen silbernen Kelch mit einer Decke, den sie durch ihren Kammerherrn dem Bürgermeister zustellen ließ, der sich gerade dort aufhielt.                                         

     Auch ihr Gemahl, August der Starke, reiste gewöhnlich zur Oster- und Michaelismesse nach Leipzig, um Einkäufe zu machen und sich zu vergnügen. Er war ja beständig auf Reisen, da er seit 1697 auch König von Polen war. Es kannte deshalb den bösen Zustand mancher Straßen genau. Auch die Poststraße litt durch den vielen Verkehr, und wiederholt befahl er den anliegenden Gemeinden die Besserung der ausgefahrenen Straße. 1704 wurden statt Oschatz die Orte Calbitz und Seerhausen Poststationen, um die Pferde nicht zu sehr anzustrengen. Oschatz verlor dadurch viel an Verkehr. 1725 wurde wegen des Jagdschlosses Hubertusburg die Poststraße noch südlicher gelegt und ging von Wurzen über Wermsdorf, Stauchitz und Meißen. Durch eine reitenden Felleisen-Post wurden deshalb 1726 von Oschatz aus die Postsachen viermal wöchentlich hin- und zurückgebracht, die von da aus mit der Leipziger und Dresdener Post befördert wurden. Von 1791 an fuhr auch eine Postkutsche zweimal nach Wermsdorf. 1803 wurde die Straße noch einmal geändert und der Verkehr auf die frühere Linie gewiesen, aber mit den Stationen Wurzen, Luppa, Klappendorf, Meißen.           

     Als 1808 eine fahrende Post von Wittenberg, Torgau, Sitzenroda, Dahlen, Oschatz, Meißen eingerichtet wurde, ernannte die Regierung den Posthalter Ackermann in Oschatz zum Postmeister. Auf einem Ölgemälde in der ortskundlichen Sammlung ist der Kgl. Postmeister Johann Gottfried Ackermann im gelben Frack mit den blanken silbernen Wappenknöpfen und reich mit Silber gestickten hohen schwarzen Kragen dargestellt. Seine Unterschrift steht auf mancher Post-Quittung und manchem Fahrbillet, das in dieser Sammlung aufbewahrt wird. Sonntags mitternachts 12 Uhr konnte man jetzt mit der Post nach Dresden, mittwochs früh 4 Uhr in der Richtung Wittenberg fahren. Der Postmeister besorgte aber Extraposten nach allen Richtungen der neugebauten Chaussee, die für damalige Zeit ein geschwindes Fortkommen bot. Die Extraposten waren aber teuer, und die Poststraße verödete, nur der Ortsverkehr nach den Hauptstationen wurde aufrecht erhalten. 1826 richtete man eine Eilpost ein, die in 12 Stunden von Leipzig nach Dresden fuhr. Mit Extraposten kamen am 6. September 1830 durch die Stadt Oschatz 208 Schützen, die von Dresden nach Leipzig befördert wurden. Das Volk hatte bei einer Unruhe dem Polizeipräsidenten von Ende die Fenster eingeschlagen, weil er einen Umzug der Studenten in dieser aufgeregten Zeit verboten hatte.          

     August der Starke, dem Sachsen seit 1713 ein staatliches Postwesen verdankt, ließ in seinem Lande nach Angaben des Pfarrers Zürner steinerne Postsäulen setzen. Auch in Oschatz wurden die hölzernen Armsäulen 1724 entfernt, welche die Richtung der Orte und ihre landläufige Entfernung in Meißen (1 Meile = 7500 Meter) oder Stunden angaben. Leider sind die schönen Post- und Distanzsäulen, welche die Stadt vor dem Brüdertore, dem Hospital- und Altoschatzertore errichten ließ, alle verschwunden. In Strehla und Mügeln ist die Postsäule, wenn auch stark verwittert, erhalten geblieben. Durch ein eingemeißeltes Posthorn ist der Zweck angedeutet. Nach der spitze der Säule zu sieht man die Königskrone, darunter das sächsisch-polnische Wappen und F A R, den Namenszug des Fürsten, Friedericus Augustus Rex. Der Zwischenraum oder auch die Seiten des Obelisten zeigen die Namen der Orte und ihre Entfernung. Früher hielt die Post auf dem Altmarkt in Oschatz, denn ein landesherrliches Posthaus bestand nicht. Der Posthalter Löwe baute 1747 vor dem Brüdertore ein Posthaus, das jetzige Postgut. Wie früher für die fahrende Post, stellt noch heute „der Posthalter“ die Bespannung zur Paketpost. Das Postamt wurde in den Gasthof zum Stern am Neumarkt gelegt. Von hier aus fuhr die gelbe Postkutsche nach Mügeln bis zur Eröffnung der Kleinbahn  Oschatz-Döbeln. Bei der letzten Fahrt blies der Postillon: Muß i denn, muß i denn zum Städtelei hinaus! zum Abschiede.                                                    Mehrere Vorfahren des Herrn Justizrat Schmorl in Oschatz waren in Klappendorf Postmeister. Als wertvoller Familienbesitz werden noch die gelbe Postuniform, ein Paar hohe Kanonenstiefel, ein silbernes Posthorn und ein silbernes Postmeisterschild mit Wappen in bunter Emaille aufbewahrt.