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01  Markranstädt - Leipzig   Grundwissen    Karten    Literatur    Archivalien   Sonstiges

Literatur

 

 

Heimatkunde von Markranstädt

herausgegeben von Richard Steitmann

18 Seiten, mit Karten

Verlag von E. Gaeblers Geogr. Institut

Leipzig, 1902

 

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   T       Abschrift von Kapitel 11,  Seiten 12 - 13

          Markranstädt als Durchgangsort

 

     Ist in den vorhergehenden Stücken vielfach von den Leiden und Schäden erzählt worden, welche Markranstädt als Durchgangsort zu erdulden hatte, so sollen im folgenden die Vorteile dargelegt werden, deren sich die Stadt dadurch in Friedenszeiten erfreut.

     1. Die alte Straße

     Markranstädt liegt an der Handelsstraße, welche von Frankfurt a.M. durch Süddeutschland und Thüringen nach Leipzig führt. So entwickelte sich schon in frühester Zeit hier ein reger Verkehr. Es machte sich nun auch die Einrichtung mehrerer Gasthöfe nötig, und so entstanden die Gasthöfe zum halben Mond (Wolf´sches Nebengut), zum roten Hirsch (Beyers Stadtgut), zum Rosenkranz und zur Stadt Weimar. Die Straße mag sich allerdings nicht im besten Zustande befunden haben. Sie lag in gleicher Höhe mit den Feldern und über die Gräben waren keine Brücken, so daß sie nach heftigem Regenwetter  kaum gang-  und fahrbar war, wie dies im Jahre 1637 der Herzog August von Sachsen-Merseburg auf einer Rückreise von Leipzig nach Weißenfels erleben mußte. Zwischen Schönau und dem Zchampert erreichte ihn ein furchtbares Gewitter. Als er an den Bach kam, war derselbe so angeschwollen, daß der Herzog lange kaum durchzureiten vermochte.

     2. Der Straßenverkehr

     Besonders hob sich der Straßenverkehr in Markranstädt nach den Hussitenkriegen, indem damals aller Verkehr aus Thüringen und Franken mit Leipzig sich auf dieses Straße beschränkte. Leipzig kam das auch zu gute, daß im Jahre 1387 in Merseburg, wo damals der Handel noch mehr blühte als in Leipzig, bei einer Feuersbrunst alle Kaufmannsgüter verbrannten. Von nun an trat Leipzig mit dem Welthandel in Beziehung. Da im Hussitenkriege auch Taucha, die letzte Nebenbuhlerin Leipzigs, arg verwüstet war, so blieb es im alleinigen Besitz dieses Handels, der durch mancherlei der Stadt verliehene Rechte gesichert wurde. So war denn auch der Verkehr besonders zu den Leipziger Messen ein sehr lebhafter. Augsburger,  Nürnberger, Erfurter, Frankfurter und andere Kaufleute zogen zu Roß in trefflichen Sacharen bei uns ein.

     3. Die Post

     In diese Zeit fällt die Gründung des Postwesens. Im Jahre 1603 fuhr durch unsere Stadt der erste Postwagen. Die Thurn- und Taxissche Postverwaltung hatte eine Post von Frankfurt nach Leipzig eingerichtet und im Jahre 1698 ward sächsischerseits von Leipzig nach Frankfurt die sogenannte Kaleschenpost eröffnet. Indes diese Wagen fuhren nur durch, ohne Passagiere aufzunehmen. In neuerer Zeit allerdings wuchs dieser Postverkehr, so daß im Jahre 1841  bereits täglich 3 Posten hin- und zurückgingen, die auch hier Passagiere aufnahmen. Da aber das Fahrgeld zu teuer war und unbedingte Aufnahme nicht stattfand, so wurde nur wenig Gebrauch davon gemacht.

      Nach der Eröffnung der der thüringischen Eisenbahn ging anfangs nur noch eine Fahrpost täglich von Leipzig nach Weißenfels, welche aber am Ende des Jahres 1847 aufhörte und einem Omnibusverkehr Platz machte. Nach der der Erbauung der Markranstädt-Lausen-Lützener Eisenbahn stelle auch dieser seinen Betrieb ein.

     4. Der Floßgraben

     Weiter sei an dieser Stelle der Floßgraben erwähnt, welcher die Elster mit der Saale verbindet, und den man auf dem Wege nach Lützen überschreitet. Er war damals wasserreicher, breiter und auch tiefer als jetzt. Seine Ufer wurden instandgehalten und das Floßholz durch königliche Beamte bewacht. Kurfürst August ließ den erwähnten Floßgraben in den Jahren 1519 bis 1587 mit großen Kosten anlegen. Derselbe sollte dazu dienen, den Salzwerken in Kötzschau, Teuditz und Dürrenberg das nötige Holz zuzuführen. Auch das waldarme Markranstädt wollte seinen Holzbedarf durch den Floßgraben beziehen. Es wandte sich daher im Jahre 1790 mit der Bitte an den Landtag, der Stadt jährlich 200 bis 300 Klaftern Floßholz auf dem Floßplatze Nempitz und Treben  auszusetzen. Aber nur kurze Zeit wurde ihr der Wunsch erfüllt, da die Salzwerke zuviel Holz verbrauchten.

     5. Die neue Straße

     Im Jahre 1791 wurde auf Antrieb der Saline zu Dürrenberg die neue Straße nach Leipzig gebaut. Dieselbe wurde in unserer Stadt ganz anders angelegt. Während nämlich die alte Straße einen einen großen Bogen von der Lützener Straße aus nach dem Gastof zum halben Mond und und durch die Schulstraße nach der Leipziger Straße machte, weil in früherer Zeit um die Kirche der Friedhof lag, wurde die neue Straße in gerader Linie gelegt. Seit dieser Zeit durfte der Postillion  während des Gottesdienstes bei Ankunft der Post nicht mehr blasen. Der Verkehr mehrte sich seit seit der Erbauung der neuen Straße außerordentlich, so daß oft die Wagen, weil sie vor den Gasthöfen zum Ausspannen keinen Raum fanden, in langen Reihen auf den Straßen standen. Als aber im Jahre 1813 die Chaussee von Weißenfels über Merseburg nach Leipzig gebaut wurde, fuhren die schweren Frachtwagen lieber auf dieser Straße, weil auf derselben mehrere Berge umgangen wurden.

     Leipzig besaß seit 1521 daß Stapel- und Niederlagsrecht, nach welchem alle im Umkreis von 15 Meilen auf irgend einer Straße bewegten Waren nach Leipzig geführt und dort ausgestellt werden mußten. Vielfach suchte man dieses Stapelrecht und die damit verbundene Wagegebühr zu umgehen. Man schlug daher für die von Magdeburg und Halle kommenden Güter, die nach Städten des Vogtlandes und Süddeutschland bestimmt waren, den Weg über Markranstädt nach Zwenkau ein. Auch die von Halle kommenden Salzwagen gingen denselben Weg, daher noch heute die nach Knautnaundorf führende Straße die Salzstraße heißt. Durch diese Umgehung des Leipziger Stapelrechtes hatte Markranstädt regen Verkehr. Leipzig trat aber 1834 dem Zollverein bei und nun wählte man wieder von Magdeburg und Halle aus den näheren und besseren Weg über Leipzig, zumal die von Schkeuditz über Markranstädt nach Zwenkau führende Straße noch bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts so schlecht war, daß sie zu manchen Zeiten kaum befahren werden konnte.

     6. Die Eisenbahn

     Noch mehr Einbuße hatte der hiesige Straßenverkehr, als im Jahre 1847 die Thüringer Eisenbahn fertig wurde, da die Personen und Güter über Halle nach Leipzig fahren konnten. Als vollends zu Ostern 1856 die Zweigbahn von Corbetha nach Leipzig eröffnet wurde, blieb der Straßenverkehr nur auf die Umgebung beschränkt. Die Folge davon war, daß zwei hiesige Gasthöfe, der zum "roten Hirsch" und der "zur Stadt Weimar" die Bewirtung einstellten. Wenn nun auch für Markranstädt seit der Eröffnung der Eisenbahn der Durchgangsverkehr abgenommen hat, so ist doch unsere Stadt keineswegs zurückgegangen, im Gegenteil, sie hat sich bedeutend vergrößert und zu einer Industriestadt entwickelt.

 

 

Kapitel 7,  Seite 7 

Die Schlacht bei Lützen (Auszug)

 

     Die Straße von Markranstädt nach Lützen verlief früher nicht in der schnurgeraden süd-westlichen Richtung, die sie jetzt einschlägt, sondern sie bog vom Floßgraben an stark nach links, also nach Meuchen zu, ab.

     1. Aufstellung der Heere

     Zu beiden Seiten  dueser Straßestanden sich am Morgen des 6. November 1632 die beiden größten Feldherren des dreißigjährigen Krieges, der Schwedenkönig Gustav Adolf und Wallenstein, gegenüber. Die Heere waren fast gleich stark, jedes hatte 15 000 Mann.

      Tags zuvor war Gustav Adolf von Naumburg aus aufgebrochen, seine Truppen hatten den von Weißenfels nach Lützen zurückweichenden Kaiserlichen bei Poserna bereits einigen Schaden zugefügt.

      In ausgezeichneter Weise hatte Wallenstein sein Heer aufgestellt. Sein rechter Flügel lehnte sich an Lützen an und war durch diese Stadt gedeckt. Den linken Flügel schützte der damals tiefere Floßgraben vor einem Seitenangriff. Die Mitte der Heeresaufstellung befehligte Wallenstein selbst. An den Windmühlen standen seine 24 schweren Geschütze. Die Gräben an der Straße hatte er vertiefen lassen und seinen Musketieren so eine vorzügliche Brustwehr geschaffen.

     In ähnlicher Weise hatte Gustav Adolf auf der anderen Seite der Straße seine Truppen verteilt. Den rechten Flügel am Floßgraben führte er selbst, den linken, der nach Lützen zu stand, der tapfere Herzog Bernhard von Weimar; die Mitte bildeten das gelbe und das blaue Regiment.

 

Bildnachweis:  R. Steitmann, "Heimatkunde von Markranstädt", Leipzig, 1902, S.7     

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